Das Neusser Stadtarchiv

Das Stadtarchiv an der Oberstraße 15

Das Stadtarchiv Neuss ist das Gedächtnis der Stadt.

Hier wird ihre reiche historische Überlieferung aus neun Jahrhunderten erhalten, erschlossen, bereitgestellt und vermittelt.

Interessierte Besucher finden im Stadtarchiv Dokumente und Informationen vom Mittelalter bis in die unmittelbare Gegenwart.

Urkunden, Akten, Bücher, Karten, Grafiken, Fotos, Ton- und Datenträger zeugen von der lebendigen Tradition der Stadt Neuss und ihrer Bürgerschaft.

Das Archiv ist in einem historischen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert untergebracht.

 

Errichtet wurde das klassizistische Stadtpalais 1778 als Thurn- und Taxis'sche Post. Bis 1834 diente der Bau als Dienst- und Wohngebäude der wohlhabenden Neusser Bürger- und Postmeisterfamilie Nepes. Als die Gebrüder Sels 1851 eine Dampfkessel-Konzession erhielten, richteten sie an der Oberstraße 15 ihre Stearinkerzen- und Lichterfabrik ein.

Von 1906 bis 1965 war die Kerzenfabrik Overbeck hier ansässig. Nachdem die Stadt Neuss die Gebäude 1965 erworben hatte, wurde 1967 das Stadtarchiv eingerichtet. Das 1907 errichtete, heute ebenfalls denkmalgeschützte Lagergebäude im Hof, ein charakteristischer Eisenbetonbau der Industriearchitektur, wurde zum Magazin für die wertvollen historischen Unterlagen der Stadt umgebaut.

 

Herrschaftliches Anwesen

Der preußische Königshof hatte die Feierlichkeiten an einen historischen ort gelegt. Die alte Kaiserstadt Aachen bot genau die richtige Kulisse. Es galt, das Rheinland im preußischen Königreich zu begrüßen, das war 1815 das Ergebnis des Wiener Kongresses Gewesen. Auch die Neusser waren offiziell dabei. Sie wurden durch Bürgermeister Heinrich Momm und Postmeister Caspar Joseph Nepes vertreten.

Durch den Postmeister? Gleichsam einen besseren Briefträger? Tatsächlich zählten die Familie Nepes jedoch zum städtischen Patriziat und der kaiserliche Postmeister in Neuss Zu den Honoratioren.

Er bewohnte an der Oberstraße ein repräsentatives Anwesen, das in der damals noch engen, mittelalterlich geprägten Stadt zu den bedeutendsten privaten Bauwerken gehörte. Des Postmeisters Vater, Peter Joseph Nepes, hatte den klassizistischen Bau 1778 errichtet. „

Ein Kaiserlicher Posthalter, gleich wie ich bin hat bekanntlich viel Platz und Raum von Nöten, um seine Haushaltung, Pferde, Kutschen und Wagen unter zu bringen“, schrieb er zuvor an den Magistrat, als er sich um das Grundstück in der Nähe des Obertores bemühte. Dabei war er sich seiner hervorgehobenen gesellschaftlichen Stellung durchaus bewusst. Zudem verfügte er über das nötige Kleingeld, um ein Haus Von beträchtlicher Größe zu errichten.

Das Haus der Familie Nepes, in dem sich seit 1967 das Stadtarchiv befindet, zeugt noch heute von der Wohnkultur einer Patrizierfamilie des ausgehenden Ancien Regime. Die Strengen und zurückhaltenden klassizistischen Formen prägen die Oberstraße. Nebenan ließ der Postmeister gleich noch ein weiteres Haus errichten. Er wollte verhindern, dass Ungebetene Nachbarn in seinen schönen Garten schauen können. So entstand ein bemerkenswertes Ensemble des Klassizismus, welches an das alte Neuss erinnert.

Die Nepes betrieben nicht nur in kaiserlicher Zeit die Thurn und Taxis’sche Post, sondern auch unter den Franzosen und noch unter den Preußen, wobei das Postgebäude schließlich auf den Markt verlegt wurde, wo es zentraler lag. Schließlich hatte sich die Stadt in Richtung Bahnhof erweitert, so dass der Weg ans Obertor für viele Neusser zu weit erschien.

Da Caspar Joseph Nepes keine Kinder hatte, fiel sein gesamter Besitz an seine Witwe Maria Anna Nepes, die ein Pflegekind, Pauline Hofstadt, in das herrschaftliche Anwesen Aufnahm. Sie erbte nicht nur Vermögen und Häuser, sondern heiratete auch den Apotheker Dr. Clemens Sels, der an der Oberstraße eine chemische Produktion errichtete.

Das frisch vermählte Paar bezog jedoch nicht das Nepes’sche Anwesen, sondern nahm seine Wohnung im neuen Sel’schen Haus am Büchel, wo Nachbarn der Familie Schwann waren. An der Oberstraße zog Bruder Lorenz Sels mit seiner Frau Katharina Thywissen ein.

Damit begann für das alte Posthaus ein neues Kapitel. Die Firma Gebr. Sels baute dort Stück für Stück eine Stearin- und Kerzenfabrik auf. 1851 erhielt sie eine königliche Konzession, um einen Dampfkessel zu betreiben. Mit der behaglichen Ruhe war’s damit vorbei die Industrialisierung hatte das Gebäude erreicht. Hinter dem Haus wurden neue Fabrikgebäude hochgezogen, von denen heute eines dem Stadtarchiv als Magazin dient. Über Jahrzehnte prägte der Geruch der Stearinproduktion die Umgebung am Obertor.

1906 übernahm die Dortmunder Firma Overbeck & Sohn die Sel’sche Stearin-Öl- und Kerzenfabrik. Trotz zahlreicher Um- und Erweiterungsbauten blieb der eigentliche Kern des klassizistischen Postgebäudes unberührt. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion am Standort mitten in der Stadt zunächst fortgeführt. Doch Mitte der 50er Jahre wurde die Fabrik schließlich stillgelegt, zehn Jahre später fiel der Komplex an die Stadt Neuss, die hier ihr Stadtarchiv einziehen ließ. Die Anbauten wurden weitgehend niedergelegt und das historische Gebäude Restauriert.

 

Portrait von Gerhard Stamm

Gerhard Stamm würde von Zeit zu Zeit gern selber einmal in dem einen oder anderen Buch schmökern, aber dann bliebe die übrige Arbeit liegen. Seit Februar 1984 betreut der Diplom-Bibliothekar nun schon die Benutzer des Neusser Stadtarchivs.

Durch Frage und Antwort versucht er, bei jedem individuell das Thema einzugrenzen, um dann mit Lektüretipps und Archivmaterial weiterzuhelfen. Auch wenn einem Benutzer das Lesen alter Schriften Probleme bereitet, steht Stamm mit Rat und Tat zur Seite. „Bei kniffligen Fragen muss ich immer wieder neue Wege auftun. Ich mache das gerne, denn ich bin selbst geschichtlich sehr interessiert und mag den Umgang mit den Leuten“, sagt der gebürtige Sauerländer, den sein Beruf nach Neuss gebracht hat, nachdem er sein Studium an der Fachhochschule Köln abgeschlossen hatte.

Allerdings kümmert sich Stamm nicht nur um die Benutzer des Stadtarchivs, sondern ist auch für den Erwerb und die Katalogisierung von Büchern und Zeitschriften zuständig. „Vor einiger Zeit habe ich begonnen, die neuen Buchtitel im Computer aufzunehmen“, erklärt er.

Nach wie vor ist sein wichtigstes Arbeitsgerät jedoch der konventionelle Zettelkatalog. Damit behält er den Überblick über die nach seinen Schätzungen derzeit 25 000 Bücher im Neusser Stadtarchiv.

Quelle: NGZ

 

Lesesaal / Neusser Stadtarchiv


Diplom-Bibliothekar Gerhard Stamm, rechts im Bild!

Bildquelle: Neuss-Kultur





 

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