Neusser-Bürger-Schützenverein

Historie des Neusser-Bürger-Schützenvereins

Der Neusser Bürger-Schützen-Verein wurde 1823 gegründet.

 

Drei Vorreiter
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Die Neusser und ihr Schützenfest!

Mehr als 6.000 Mann (ca. 4.700 Schützen und ca. 1.400 Musiker) marschieren jedes Jahr Ende August bei der Schützen-Parade über den "Markt" und bei den Umzügen durch die geschmückten Straßen der Innenstadt.

Historie des Neusser Schützenfestes Uniformen und Schützentracht im Neusser Schützenwesen von Joseph Lange (Auszug, entnommen der Festschrift "Neusser Bürger Schützenfest" 27. bis. 31. August 1999)

Das Bild des Neusser Schützenregimentes, das Vorbild geworden und geblieben ist für unzählige Orte und Schützengesellschaften im näheren und weiteren Umkreis, es hat sich im Laufe der Zeit in Einzelheiten schon mal gewandelt, seitdem Grenadiere und Jäger so nannten sich die ersten Formationen den Anfang gemacht haben.

Jedoch sind die Grundlinien seiner äußeren Erscheinungsformen unangetastet geblieben, nachdem man sich einmal an militärischen Vorbildern orientiert hatte, und das freiwillig, und das war auch nichts Neues, haben die Schützen doch schon in den Jahrhunderten vorher immer wieder Aufzüge veranstaltet.

 

Was an Korps und Uniformen von Zeit zu Zeit nicht ohne Meinungsverschiedenheiten und Schwierigkeiten hinzugekommen und geblieben ist, hat sich harmonisch in das Bild eingefügt, für das begeisterte Bürger und getreue Sachverwalter aus allen Kreisen der Bürgerschaft heute wie einst unter nicht unbeträchtlichem Kostenaufwand den Rahmen und die Akteure stellen, an denen es auch heute noch in unserer vom Egoismus geplagten Zeit - Gott sei Dank! - noch nicht mangelt.

Wie traten sie denn auf, die Anfänger des Jahres 1823, auf das der Neusser Bürger-Schützen-Verein seine Gründung zurückführt?

Nun: die Statuten von 1823 besagen ausdrücklich: "Außer den Ehrenstellen darf keine militärische Kleidung Statt finden." Die Inhaber der Ehrenstellen, das waren die Offiziere, trugen die Uniform der Bürgermiliz, wie sie in den ersten preußischen Jahren aufgestellt worden war, bald aber schon wieder aufgelöst wurde.

Der damalige Bürgermeister Reuter brachte in Erinnerung, dass die Schützen "Beim Aufziehen keine Dienstabzeichen preußischer Offiziere" tragen dürfen. Er bezog sich auf eine Verfügung der königlichen Regierung zu Düsseldorf vom Jahre 1822, derzufolge die zuständige militärische Kommandostelle festgestellt habe, dass "bei den Aufzügen der Schützen und der Begleitung von Prozessionen Offiziers-Epaulets, und sogar welche, welche mit der Regiments-Nummer gekennzeichnet sind, getragen werden...".

Bis hinunter zu den Bürgermeistern erging die Weisung, "jeden Gebrauch von Offiziersdienstzeichen unverzüglich auf das Ernstlichste bei Strafe zu untersagen und in vorkommenden Fällen die Contravenienten nebst Wegnahme der gebrauchten Dienstzeichen gehörig bestrafen zu lassen...".

Der Festanzug, die Uniform der "gemeinen" Schützen, zunächst der Grenadiere, musste also zivil bleiben. Daher warfen sich die Schützen in den zeitentsprechenden Biedermeierfrack mit weißer oder gelber Hose und setzten den ebenso zeitgemäßen Zylinder auf. Damit gaben sie sich ein Aussehen, das sich nicht viel von den einstigen Uniformen der Infanteristen Europas unterschied.

Auch der Zylinder, zivile Abart eines militärischen Tschakos, ähnelte einer Universalkopfbedeckung aller europäischen Heere der damaligen Zeit.

Ebenso war der Zweispitz der Offiziere, der fälschlicherweise sogenannte "Bonaparte" einmal nicht nur in der französischen Armee üblich: als Generalshut war er bei den Preußen noch bis in die 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts in Gebrauch.

Die Jäger machten es sich einfach: Da sie nicht wie die Grenadiere auftreten konnten, trugen sie zur weißen Hose den schlichten Sonntagsrock und einen grüngeschmückten Hut.

Aus dem Tschako haben sich im Laufe der Zeit Käppi-Modelle herausgebildet, wie sie noch heute in zahlreichen Staaten beim Militär und bei der Polizei getragen werden. Wer ins Ausland reist, kann sich leicht davon überzeugen.

Abarten sind auch im Neusser Schützenregiment zu finden: beim kleinen Dienstanzug der Grenadiere und Jäger und des Artillerie-Corps, wenn sie bei den vorschützenfestlichen Veranstaltungen, wie Oberst- und Königsehrenabend und beim Fackelzug, sowie bei Trauerfeierlichkeiten auftreten und bei den Edelknaben.

Die sogenannte "Plümm" auf dem Käppi der Artillerie und der Edelknaben ist hergeleitet von einer einstmals in vielen Heeren in mannigfachen Formen, Farben und Größen getragenen Helm- oder Hutzier, die oft einen beachtlichen Umfang und Höhe hatte, wie heute noch bei unseren Sappeuren.

Ein Wort zur Ordnung des "Regiments", wie die Schützen zu sagen pflegen:

Von Anfang an stand ein "Böveschter" an der Spitze, ein Oberst: nur in den Anfangsjahren, als die jungen Leute einmal übermütig wurden, leisteten sie sich einen General, aber danach sind die Neusser beim Oberst geblieben (gelegentlich entsteht in ländlichen Orten der Eindruck, je kleiner das Aufgebot, desto höher die Kommandogewalt...).

Der Oberst trägt wie früher seine militärischen Kollegen zur schwarzen Hose mit Biesen heute den blauen Waffenrock aus den Friedenszeiten der preußischen Armee mit fransengeschmückten Epauletten (das sind Schulterstücke), dazu den Zweispitz mit weißem Federbusch: rotweiße, grünweiße oder grünrote Federbüsche sind bei uns nicht beliebt, ebenso wenig die brustbreiten Fang- oder Rangschnüre, wie sie oft anderswo zu sehen sind.

Sein Adjutant, der Regimentsadjutant, steht meist im Range eines Hauptmannes, trägt schwarz und blau wie der Chef, nur mit Hauptmanns-Epauletten und anstelle der Feldbinde, des hochrangigen Koppels - Bauchbinde sagen böse Zungen - die Adjutantenschärpe von der rechten Schulter schräg nach links. Daran sind auch die übrigen Adjutanten zu erkennen, auch wenn man sie zufällig mal nicht hört.

Die Korpschefs - bei den Grenadieren und bei den Grünen Korps Majore, beim Artilleriekorps und beim Reiterkorps eben Chef genannt und ihre Adjutanten sind entsprechend ausgestattet, in blau bei den Grenadieren und bei der Artillerie, in grün bei den Jägern und den übrigen Grünen Korps, wobei diese auf die Adjutantenschärpe verzichten: das Sappeurkorps begnügt sich mit einem Hauptmann.

Die Mannschaften waren ursprünglich nicht in Zügen gegliedert, sondern wurde für die Marschordnung nach Größe formiert und mussten sich deshalb laut Vorschrift "rechtzeitig einer Vermessung unterziehen...".

Die Gliederung nach Zügen scheint, soviel wir wissen, erst in den 50er oder 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts aufgekommen zu sein und hat sich vermutlich aus bestehenden Vereinen, Stammtischen oder ähnlichen Verbindungen heraus entwickelt.

Noch ein Wort zur sprichwörtlichen "Braut" der Schützen, zum Holzgewehr. Bis 1834 liehen sich die Grenadiere und Jäger echte Gewehre aus der im Zeughaus untergebrachten Kammer des in Neuss stehenden Landwehr-Batallions des Infanterie-Regiments Nr. 39.

Da die Neusser mit den jeweiligen Batallionschefs oder Bezirkskommandanten in gutem Einvernehmen standen, bedurfte es keiner besonderen Formalitäten und man hatte keine Schwierigkeiten. Der zuständige Unteroffizier der Waffenkammer stand sogar den Schützen mit Rat und Tat zur Verfügung, selbstverständlich gegen eine kleine Aufbesserung seines knappen preußischen Soldes.

Höhere Kommandostellen wussten nichts von der unmilitärischen Verwendung königlich-preußischen Eigentums - seltsam genug! - bis eines Tages ein Mitglied des Komitees aus lauter Vorsicht gewissenhaft bei einem neuen Bezirkskommandeur anfragte und prompt auf dem Dienstweg landete und ausrutschte:

Das Generalkommando in Koblenz untersagte ab sofort die Ausleihe der echten Knarren für so profane Zwecke und die Neusser Schützen mussten zusehen, wo sie sich jetzt zwecks strammer Haltung dran festhalten konnten. Sie erfanden das Holzgewehr - vor nunmehr 160 Jahren.

 

Schlußwort

Zur Schützentracht und Schützenuniform gehört der Schmuck der Orden und Medaillen, eine unvermeidliche und gern angenommene Zier. Aber darauf noch einzugehen, würde den Rahmen dieser Ausführung sprengen. Für den dekorierten Schützen Wichtigkeiten, für den Außenstehenden Nichtigkeiten. Bleiben wir dabei:

Für uns sind sie Zeichen der Erinnerung, der Freude und der Freundschaft, oft aber auch der Dankbarkeit.

Damit ist "d'r Zog" an uns vorübergezogen. Und wenn am Dienstagabend des Schützenfestes die letzten Klänge der Musik in den Straßen verhallen, dann wird's den Neussern seltsam ums Herz, und dann geht ihnen die alte Weise durch den Kopf, und vielleicht summen, nein, singen sie auch:

 

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Blumenhörnern

 

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