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Die Geschichte unserer Stadt

NEUSS UND DIE HANSE

Seit 1475 hat sich die Stadt immer wieder als Hansestadt bezeichnet und sich dabei auf das Privileg Kaiser Friedrichs III. vom 8. September 1475 berufen. Es lässt sich jedoch nirgends auch nur die geringste Andeutung dafür gewinnen, dass Neuss wirklich ein Mitglied dieses mächtigen Bundes war, an seinen Tagfahrten teilgenommen, Beiträge gezahlt und dessen Vorteile irgendwo einmal genossen hat.

Angesichts des Handels-Umfangs der Stadt auch in Nordeuropa, den wir oben dargelegt haben, muss das eigentlich verwunderlich sein. Wie erklärt sich diese merkwürdige Tatsache? Prüft man das kaiserliche Privileg von 1475, so fällt die vorsichtige Formulierung in die Augen:

Neuss soll alle Ehren, Würden, Recht und Gerechtigkeit der Hanse genießen, die andere Städte der Hanse im Heiligen Deutschen Reich vom Kaiser, seinen Vorfahren, von Reichswegen oder einem anderen besitzen. Der Kaiser nahm also Neuss durch sein Privileg nicht als Mitglied in die Körperschaft der Hanse auf. Das konnte nur allein die Hanse tun. Er verlieh Neuss lediglich die Rechte, die die Hanse in seinem Hoheitsgebiet, nämlich dem Reiche, besaß.

Das war nicht viel. Wirklich wertvoll waren die Vorrechte, die sich die Hanse im Ausland, insbesondere in England, Skandinavien" und in Russland, erworben hatte. Daran nahm Neuss aber auch nach Erlass de kaiserlichen Privilegs nicht teil.

Die Hanse hat auch offensichtlich nicht daran gedacht Neuss in ihren Kreis aufzunehmen. Der Grund für die Abweisung liegt wiederum bei Köln, dem Vorort des rheinischen Quartiers der Hanse. Köln war ängstlich bemüht, jede irgendwie bedeutende Stadt an Rhein und Maas aus der Hanse fernzuhalten und hat einer Reihe von Städten den Eintritt auch sehr verzögert.

Nur bei kleinen Orten war Köln großzügig, wenn deren Teilnahme ihm als treue Gefolgschaft gelegen kam.

So kommt es, dass im rheinischen Teil des Erzstiftes keine Stadt Mitglied der Hanse war, also auch nicht Neuss.

Nun lag um 1475 Köln im Streit mit der Hanse, weil es deren feindliche Politik gegen England nicht mitmachen konnte, und war eine Zeitlang sogar von der Mitgliedschaft ausgeschlossen. Neuss durfte sich also berechtigte Hoffnung machen, mit Hilfe der kaiserlichen Begünstigung nun in die Hanse aufgenommen zu werden.

Diese Aussichten zerschlugen sich aber, als Köln sich der Hanse wieder näherte und im Oktober 1476 erneut als Mitglied aufgenommen wurde. Wenn auch Neuss auf Grund widriger Umstände nicht juristisches Mitglied der Hanse werden konnte, so sind doch seine wirtschaftlichen Beziehungen zu den Städten der Hanse umfangreicher gewesen als die mancher echter Mitglieder.

Zudem ist es in der langen hansischen Geschichte einmalig, dass der deutsche Kaiser einer Stadt ausdrücklich hansische Rechte und Ehren zuwies. Daher darf der Titel einer Hansestadt kraft kaiserlicher Verleihung auch heute noch als eine verdiente Ehrung für Neuss gelten.

Französische Revolution 1789