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Der Glockhammer

Der Glockhammer bildete einst den nördlichen Abschluss des geistlichen Zentrums, in dem die Amtsgebäude des Erzbischofs und das Quirinusstift lagen. Hier im unmittelbaren Anschluss an den Bereich des Stadtherrn, hatte sich auch die Judengemeinde niedergelassen, die sich im Mittelalter ja nur auf Grund besonderer Privilegien des Landesherrn oder des Kaisers in irgendeiner Stadt bilden durfte. Da diese aber zum Wohl von Handel und Wirtschaft ihrer Städte ein besonderes Interesse an den Juden und übrigen Kaufleuten hatten, gestaltete sich das Zusammenleben zwischen Juden und Christen bis zur Zeit der Kreuzzüge sehr harmonisch.

Die Neusser Judengemeinde, die eine Tochtergemeinde von Köln war, wurde erstmals im Jahre 1096 bekannt, als hier ungefähr 200 Juden, die zum Teil von Köln geflüchtet waren, getötet wurden. Derartige Verfolgungen ereigneten sich in Neuss noch in den Jahren 1187, 1266, 1349 und 1425. Um das Jahr 1462 scheinen die städtischen Behörden beim Kölner Kurfürsten sogar ihre Forderung durchgesetzt zu haben, alle Juden aus der Stadt weisen zu dürfen. Die Synagoge, die am Glockhammer lag, wurde zunächst in eine Kapelle und im 16. Jahrhundert in ein Wohnhaus umgewandelt.

Mit seiner leichten Krümmung führt der Glockhammer in sanftem Abfall vom Büchel zum Flussufer hinab und ermöglichte den Fuhrwerken so einen leichten und direkten Zugang zur Hauptanlegestelle des mittelalterlichen Hafens. Hier stand der Kran, der später vor dem Rheintor aufgestellt und bei niedrigem Wasserstand manchmal sogar bis zum Heerdter Busch verlegt wurde. Trotz des großen Bogens bedeutete der Weg von der Kranenpforte am Ufer zum Büchel für die Pferde eine große Anstrengung.

Daher hatte man dort am Brunnen auch steinerne Wassertröge als Tränken aufgestellt. Bedeutung als Zugangsstraße zum Hafen behielt der Glockhammer auch noch, als im vorigen Jahrhundert der Neusser Erfthafen ausgebaut wurde. Und die Fuhrleute, die mit ihren schwer beladenen Wagen den Glockhammer hinauffuhren, mahnte vor dem Einbiegen zum Kloster Marienberg ein auch heute noch vorhandenes kleines Eisenschild: „Tierquälerei ist verboten."

Was der Name „Glockhammer" besagt, ist noch nicht geklärt. Ob sich die gekrümmte Straßenführung in dem Wortteil ,,-ham(m)" widerspiegelt? Oder ob das Haus Glockhammer 50 mit seinem Namen „zur Glocke, zu den drei Glocken" der Straße den Namen gegeben hat? Dies nämlich nahmen die Franzosen an, als sie 1794 den Glockhammer in „Rue de trois cloches" umtauften.

Andererseits entwickelte sich der Name von ,Crachamo" in der ältesten nachweisbaren Form (1290) über „Klochamell" (1366), „Crockhammer" (1384), „Klochamer" (1374) zu „Clockhamer" (1501). Später findet sich sogar die Form „Claibhamel" (1574). Eine Deutung geht dahin, den Straßennamen von einer dort angenommenen Gaststätte „Glocke und Hammer" abzuleiten, deren Name ein im Mittelalter sehr beliebtes Spiel kennzeichne.

Von den alten Gebäuden, die das Generalhausregister von 1793 im Glockhammer verzeichnet, sind bis auf das Kloster Marienberg mit seiner einschiffigen Backsteinkirche von 1462 alle zerstört. Dazu gehört auch die im 12. Jahrhundert gegründete Neusser Niederlassung der Prämonstratenserinnen aus dem Haus Meer. Dieses Kloster lag Ecke Spulgasse und Glockhammer.

Im Glockhammer 22 findet sich auch eine der ältesten Neusser Hausmarken: zwei geästete Balken in Form eines Andreaskreuze? mit der Jahreszahl 1590.


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