Die neue Frauen Power?

Das Schützenfest 2025 wird in die Geschichte eingehen:
Zum ersten Mal nahmen Frauen als offizielle Mitglieder des Neusser Bürger-Schützen-Vereins (NBSV) teil.

Mitmarschieren durften sie aber nicht.
Bleibt die Frage, ob sich „über die Tage“ für die weiblichen Mitglieder überhaupt etwas geändert hat. „Oh ja!“, sagen vier von ihnen.

„Ich bin jetzt ein Teil des Ganzen, ich kann mitgestalten und bin nicht nur Zuschauerin am Straßenrand“, erklärt Charlotte Hoppen-Wolf.

Ebenso sieht es Silke Meis: „Frauen können sich endlich zugehörig fühlen, auch wenn sie keinen Mann haben, der mitmarschiert“, sagt sie.

Allein mit der Mitgliedskarte auf die Wiese zu gehen und nicht nur mit einer Gästekarte fühle sich viel besser an. „Das macht was mit einem. Ich fand es toll, meine Partnerkarte vergeben zu können.

Und ich freue mich schon, am Samstag einfach zum Krönungsball gehen zu können“, ergänzt Yvonne Bogosavljevic. Sie ist, wie die beiden anderen, Teil der Interessengemeinschaft „Alle.Können.Schützen.“, die sich für ein gleichberechtigtes Schützenfest einsetzt.

Anders sei das Schützenfest zudem durch den starken Zuspruch gewesen, den sie erfahren haben. „Ich bin von allen Seiten um einen Anstecker von ‚Alle.Können.Schützen.‘ gebeten worden“, erzählt Walburga Ackermann.

Täglich bekam die Initiative auf Instagram neue Follower und Zuschriften von Frauen, die ebenfalls Mitglieder im NBSV sind und sich bei der Initiative beteiligen wollen.

Auch von den Schützen kommt Rückenwind. Philipp Benning, Leutnant des Grenadierzugs „Ausgebüxt“, warb in seiner Damenrede am Leutnants-Tag ganz offen für die Initiative: „Tradition ist das eine, gesellschaftliche Werte entwickeln sich weiter.

Ein moderner Verein sollte mit der Zeit gehen.“ Und wer sich bei „Alle.Können.Schützen.“ umschaue, werde keine Männerhasser finden, sondern nur „die pure Lust am Schützenfest“.

Neben mehr Befürwortern seien zudem die Gegenstimmen leiser geworden. „In meinem Freundeskreis war jemand, der im letzten Jahr noch absolut dagegen war, dass Frauen dem Verein beitreten.

In diesem Jahr hat er die Kritik schon dahin abgeschwächt, dass er ja grundsätzlich nichts dagegen habe, aber bitte nicht in seinem Zug“, berichtet Yvonne Bogosavljevic.

Ganz ohne Spott verliefen die vier Tage allerdings auch nicht.
Teilweise mussten die Frauen sich Kommentare untersten Niveaus anhören. Andere lästerten, dass sie nun endlich Mitglieder werden durften, und dann seien bei der Zoch-Zoch-Versammlung kaum Damen dabei gewesen.

Doch die Initiative hält dagegen:
„Wir waren etwa 20 Frauen“, berichtet Yvonne Bogosavljevic.
Bezogen auf den Frauenanteil unter den Mitgliedern des NBSV waren sie damit in der Versammlung sogar überproportional vertreten.

Kritik kam während der Schützenfesttage auch von Frauen, die kein Mitglied im NBSV sind.

„Sie argumentieren, dass sie nicht einsehen, den gleichen Beitrag zahlen zu müssen wie die Männer, aber nicht die gleichen Rechte zu haben“, berichtet Yvonne Bogosavljevic.

Das Gegenargument der Initiative:
„Wir haben so lange dafür gekämpft, dass wir Mitglied werden können. Die Chance dazu sollten wir jetzt nicht wegen des Beitrags ungenutzt lassen.“

Bis zum nächsten Schützenfest müsse es aber auch weitergehen. „Den weiblichen Mitgliedern muss eine Möglichkeit gegeben werden, sich zu organisieren“, fordert Walburga Ackermann.

Denn während der Männer über ihre Korps und Züge vor und nach den Tagen miteinander verbunden sind, gibt es für die weiblichen Mitglieder nichts dergleichen.

„Wir wissen daher gar nicht, welche Frauen Mitglied im NBSV sind, wir kennen nur die, die sich an die Initiative wenden“, erklärt sie.

Mitstreiterin Yvonne Bogosavljevic schlägt dazu ein eigenes Korps für die Frauen oder zumindest eigene Züge vor, die – wie die Züge der Männer – einem Korps angehören. Charlotte Hoppen-Wolf dagegen würde lieber einem bestehenden Zug beitreten.

Ein weiterer Wunsch von ihr:
"Dass auch Frauen im Komitee vertreten sind.“

Einig sind sie sich alle vier Frauen in dem Wunsch, dass das Komitee stärker mit den weiblichen Mitgliedern in Verbindung tritt, um über solche Dinge zu sprechen.

Bis dato gehe man aber noch sehr vorsichtig mit ihnen um.

„Aber allen Skeptikern sei gesagt:
Wir wollen das Schützenfest nicht boykottieren.

„Wir lieben es und wollen Teil davon sein!“


(bebe cch rls)

Quelle: RP Online


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